Am 6. Juli 1825 wurden der Stilfserjochpass und die zugehörige Straße eingeweiht – sie galten sofort als höchste Straße Europas und als höchster Alpenpass. Die Bauarbeiten begannen 1820 nach dem Entwurf des Ingenieurs Carlo Donegani aus Brescia und erstreckten sich über die lombardische und tiroler Seite.
Von Bormio bis Trafoi zählt man insgesamt 84 Kehren und 6 Tunnel – ein beeindruckendes Werk der Ingenieurskunst, das schon Ende des 19. Jahrhunderts die Fantasie der ersten wagemutigen Automobilisten beflügelte. Bereits 1898 organisierte der Österreichische Automobil-Club die erste „Alpenfahrt“ von Trafoi nach Cortina.
Zweihundert Jahre Geschichte sind ein bedeutender Meilenstein. Daher hat sich auch die historische Motorwelt mobilisiert, um „200 Stelvio“ zu feiern – vom 4. bis 6. Juli unter der Schirmherrschaft der ASI-Föderationsclubs „Valtellina Veteran Car“ und „Veteran Car Team Bozen“, mit Unterstützung des italienischen Verkehrsministeriums, der ASI, der FIVA (Fédération Internationale des Véhicules Anciens) sowie der RAI – Radiotelevisione Italiana. Die RAI wird mit historischen Fahrzeugen teilnehmen: einem ASI-Goldplakettierten Fiat 1500 (Baujahr 1966) und einer Moto Guzzi T3 850 (Baujahr 1982).
„200 Stelvio“ ist zudem das erste klimaneutrale Motorsportevent Italiens: Der CO₂-Fußabdruck wird durch kombinierte Maßnahmen wie den Einsatz von Bio-Benzin und zertifizierte Wiederaufforstungsprojekte ausgeglichen.
Das Programm sieht Aktivitäten auf beiden Seiten des Stilfserjochs vor. Am Freitag, 4. Juli, treffen sich die Teilnehmer mit historischen Autos, Motorrädern und Fahrrädern in Bormio und Glurns zur Begrüßung und Fahrzeugpräsentation. Am Samstag, 5. Juli, erfolgt um 10:00 Uhr der Start von der Piazza Centrale in Bormio und aus dem Dorf Trafoi; beide Konvois erreichen um 12:00 Uhr den Pass – auf einer für den Verkehr gesperrten Straße.
Unter den historischen Fahrzeugen (Autos bis Baujahr 1975, Motorräder bis 1950 und Rennräder aus den 1950er bis 1970er Jahren zu Ehren der Giro d’Italia-Helden) wird eine Auswahl zur Teilnahme an der „Stelvio-Feier“ am Sonntag, 6. Juli, getroffen.
ASI Net Zero Classic: Historischer Motorsport wird klimaneutral
Die Zukunft unseres Planeten und des historischen Motorsports gleichzeitig zu schützen – durch eine wissenschaftlich fundierte und transparente CO₂-Kompensation – das ist das Ziel des Projekts ASI Net Zero Classic, das auch beim Event „200 Stelvio“ umgesetzt wird.
Alle teilnehmenden Fahrzeuge werden mit Biokraftstoff betrieben. Zusätzlich unterstützt ASI international zertifizierte Projekte mit hoher Wirksamkeit: Wiederaufforstung, REDD+-Programme zum Schutz von Ökosystemen, Energieeffizienzprojekte mit sozialer Wirkung, Wiederherstellung von Moorlandschaften sowie Schutz von Mangroven und Seegraswiesen („Blauer Kohlenstoff“).
Der Biokraftstoff stammt von Coryton Advanced Fuels und wird aus nicht-fossilem Kohlenstoff hergestellt – also Kohlenstoff, der zuvor durch Photosynthese aus der Atmosphäre aufgenommen wurde. So können bis zu 65 % der CO₂-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus des Kraftstoffs eingespart werden.
Eine fortschrittliche Plattform berechnet präzise die CO₂-Emissionen jedes historischen Fahrzeugs (nach Marke, Modell, ggf. Baujahr) pro Kilometer. Veranstalter können damit den Gesamtausstoß der angemeldeten Fahrzeuge sowie der Begleitfahrzeuge ermitteln. Daraus ergibt sich der Kompensationswert, der durch nachhaltige Projekte freiwillig ausgeglichen werden kann.
Die Wirksamkeit dieser Projekte wird durch BeZero Carbon Rating bewertet und gemäß den strengsten internationalen Standards (z. B. VERRA, GOLD) zertifiziert. Die CO₂-Kompensation wird durch den Kauf von Emissionszertifikaten dargestellt – ein Zertifikat pro Tonne CO₂.
Für „200 Stelvio“ unterstützt ASI drei hochbewertete Projekte in Brasilien, Indonesien und Indien, die alle drei Säulen der Nachhaltigkeit abdecken: Umwelt, Wirtschaft und Soziales. Dank dieser Unterstützung können über zehn Tonnen klimawirksamer Gase vermieden oder gebunden werden, insbesondere CO₂.
200 Jahre Straße und Pass des Stilfserjochs
Am 6. Juli 1825 eröffnete der österreichische Kanzler Fürst Metternich feierlich die Straße und den Pass des Stilfserjochs – der Beginn einer großen Geschichte. Ursprünglich als Militärstraße gedacht, entwickelte sich der Pass bald zu einer bedeutenden Handels- und Tourismusverbindung zwischen Österreich und Italien.
Schon Ende des 19. Jahrhunderts begannen auch die ersten Automobile das Stilfserjoch zu erklimmen – bald war es Schauplatz berühmter Wettbewerbe wie der „Alpenfahrt“, der „Coppa delle Alpi“ und dem „höchsten Rennen der Welt: von Trafoi aufs Stilfserjoch“.
Der Ursprung reicht zurück bis zum Wiener Kongress (1814–1815), als der Kanzler Klemens Metternich das Königreich Lombardo-Venetien gründete. Um diesen neuen Teil des Habsburgerreichs mit dem Rest zu verbinden, wurde 1818 per Dekret der Bau einer strategischen Alpenstraße durch die Rätischen Alpen beschlossen.
Beauftragt wurde der Ingenieur Carlo Donegani aus Brescia. Die wichtigsten Etappen:
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1818: Machbarkeitsstudie
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1819: Projektvorlage bei der österreichischen Infrastrukturkommission
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1820: Projektgenehmigung und Ausschreibung (gewonnen von Pietro Poli und Antonio Talacchini)
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Juni 1820: Beginn der Bauarbeiten an der Südseite (Bormio)
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Mai 1823: Beginn der Bauarbeiten an der Nordseite (Prad am Stilfserjoch und Trafoi)
Die Arbeiten wurden 1825 abgeschlossen – rund 3.000 Arbeiter waren ausschließlich in den Sommermonaten im Einsatz. Die fertige Straße umfasste 36 Kehren und 6 Tunnel auf der Südseite sowie 48 Kehren auf der Nordseite.
Die offizielle Eröffnung am 6. Juli 1825 erfolgte mit einer sechsspännigen Kutsche, in der Fürst Metternich den Pass erklomm – begleitet von der Musikkapelle aus Burgeis (Mals) und der „Kaiserjäger“-Militärdelegation.
Mit dem Aufkommen des Automobils suchten die Konstrukteure sofort neue Herausforderungen – auch die Auffahrt zum Stilfserjoch diente als Härtetest. Die ersten Wettfahrten folgten: 1898 die „Alpenfahrt“ des Österreichischen Automobil-Clubs, ab 1921 die „Coppa delle Alpi“ und zwischen 1932 und 1939 das „höchste Rennen der Welt“ mit Start in Trafoi.